von Judit Viktoria Kun, Ungarn

Sind es in vielen Ländern Kriminalfälle oder Klatschgeschichten, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen oder Skandale auslösen, so ist das in Ungarn im Wesentlichen der öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst, der für Aufregung sorgt. Von der Öffentlichkeit wird mittlerweile der öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst als etwas Skandalöses und Anrüchiges wahrgenommen. Es werden hunderte Millionen Jahr für Jahr für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgegeben, dennoch fährt er immer wieder Verluste ein. Einerseits werden für einige Produkte und Programme irrsinnige Summen ausgegeben, andererseits bekommen die Mitarbeiter der Sender manchmal monatelang kein Gehalt.

Dieses Problem, das in Ungarn beinahe schon Tradition hat, ist in den letzten beiden Jahren vollkommen unbeherrschbar geworden.

Während der Zeit der Regierung Orban (1998-2002) ging es soweit, dass der von der Regierung gewählte Intendant abgesetzt werden musste und ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Der Vorwurf: Pflichtvergessenheit und Untreue.
Trotzdem immer mal wieder publik wird, was für teilweise unverständlich hohe Summen für sehr schlechte Programme ausgegeben werden, änderte sich auch unter dem neuen Intendanten kaum etwas. Undurchsichtige Verträge mit Firmen und Personen werden abgeschlossen, mit astronomischen Gratifikationen, ohne das das Folgen hätte. Ein, zwei Wochen werden die Geschichten mit großer Aufregung in den Zeitungen und der weiteren Öffentlichkeit diskutiert, dann gehen alle zur Tagesordnung über.

Wegen dieser langen Liste von Verfehlungen innerhalb dieses unkontrollierbaren Systems bringen Fachleute und Politiker immer wieder einmal Überlegungen ins Spiel, wonach der öffentlich-rechtliche Rundfunk gänzlich werbefrei zu gestalten sei und das allmächtige Kuratorium, das im Wesentlichen für den Filz verantwortlich ist, durch ein absolut unabhängiges Gremium, bestehend aus Vertretern der Zivilgesellschaft ersetzt werden soll. Die damit verbundene Forderung nach Transparenz wird wohl allerdings bis auf Weiteres nur eine Forderung bleiben.