von Olga Galperowitsch, Weißrussland

Am 27. Juli wurde vom Ministerium für Ausbildung unter Federführung des Ministers Alexander Radkov eine Verordnung erlassen. Die Lizenz für die Leitung der Bildungstätigkeit für die EHU (Europäische Humanistische Universität) wurde annulliert. Diese Entscheidung ist die Fortsetzung einer offensiven Politik der weißrussischen Machthaber gegen die Zivilgesellschaft und die unabhängige Ausbildung. Die Europäische Humanistische Universität wurde 1992 als private Universität gegründet. An der Spitze stand der berühmte Philosoph Professor Anantolij Mihailov – eine gewichtige Autorität im Lande. 12 Jahre lang arbeitete die EHU als Bildungsinstitution. Das Ziel der Universität ist die Integration Weißrusslands in die europäische und internationale Welt. Die EHU spezialisierte sich besonders auf kulturelle Themen. Das Prinzip akademischer Freiheit wurde an der Universität verwirklicht. Sogar Zudem gab es zahlreiche Kooperationen mit anderen Einrichtungen. Aus meiner Sicht ist das einer der Gründe für die politische Offensive gegen die Universität.

Die Konfrontation zwischen der EHU und dem Ministerium begann am 21. Mai 2004. Der Minister für Ausbildung, Alexader Radkov, hat für Akademiker dem Rektor der Universität, Herrn Mihailov, mündlich aufgefordert, seine Arbeit als Chef der Einrichtung niederzulegen. Dieser Vorschlag wurde von den Mitarbeitern und Studenten mit Befremden aufgenommen. Gerade die Person des Rektors war immer ein Garant der akademischen Freiheit und der Realisierung der Mission der EHU. Prof. Mihailov lehnte das Ansinnen ab. In dieser Sache hat er die uneingeschränkte Unterstützung der Studenten und der Mitarbeiter der Universität.

Die weißrussische Regierung erhöhte daraufhin den Druck. Nach dem nächstfolgenden Ultimatum mit der Forderung nach einem Abschied des Rektors zum 19. Juli, erhielt die Universität eine Anordnung aus der Präsidialverwaltung. Darin stand die Aufforderung, dass die EHU ihre Unterrichtsgebäude binnen zwei Wochen zu verlassen habe. Diese Entscheidung ist eine grobe Verletzung der Gesetze Weißrusslands. Zudem hätte die Universität keine Möglichkeit gehabt neue Räume anzumieten, da sie unter der Kontrolle der Administration des Präsidenten steht. Diese Ereignisse zeigen, dass das Ausbildungssystem in Weißrussland immer stärker unter die Kontrolle der Machthaber gerät. Viele Professoren aus verschiedenen westlichen Ländern waren auf Einladung der EHU nach Weißrussland gekommen um zu unterrichten. Eine Lehre, die sich an internationalen Standards orientiert wird nicht gewünscht.
Jetzt soll die Mehrheit der Studenten in die staatlichen Hochschulen umgestuft werden. Dort müssen sie in das staatliche, am Sowjetstandard orientierte, Bildungssystem übernommen werden. Sollten sich die Studenten nicht fügen, werden sie vom Studium ausgeschlossen. Aufgrund der guten internationalen Verbindungen der EHU erhalten einige Studenten jetzt die Möglichkeit, nach Deutschland, Amerika oder Polen studieren zu gehen. Das geht aber leider bei weitem nicht bei allen.

Derzeit erhält die Universität viele unterstützende Briefe von Professoren und Organisatoren. Es wird diskutiert, ob die Universität als „Einrichtung in Vertreibung“ weitermachen soll. Dabei steht die EHU fest zu ihrer Mission – neue Spezialisten für den kulturellen Dialog zwischen West und Ost auszubilden. Weil sie die neue Generation sind, die die Zukunft der offenen Zivilgesellschaft gestalten werden.


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