von Evgenia Gumbina, Russische Föderation

Private Internet-Blogs, Foren und Social Networks entwickeln sich in der ganzen Welt sehr dynamisch. Diese Entwicklung hat aber in Russland ihre Besonderheiten. Da viele russische Medien staatlich kontrolliert werden und es nicht genügend unabhängige Medien gibt, sind die Internet-Blogs in Russland sehr populär geworden. Die Zahl der Blogs bezieht sich jetzt auf 1,5 Millionen und sie wächst ständig an. Viele dieser Blogs widmen sich politischen Themen. Im Internet können die Menschen ihre Meinung frei äußern, neue Informationen von anderen Usern bekommen und haben die Möglichkeit alle wichtigen Themen und Ereignisse der Politik zu besprechen. Auf diese Weise entsteht ein alternatives Bild des politischen Lebens in Russland, das sich oft sehr von dem Bild der offiziellen Medien unterscheidet. Die Tendenz der Politisierung der privaten Internet-Blogs ist also stark.

Die "Volksjournalistik" hat aber auch ihre Nachteile. Im Vergleich zu den offiziellen Medien werden die Informationen in Blogs nicht überprüft. Die Leute versuchen selten objektiv zu sein und berichten oft emotional. Ein professioneller Journalist bietet in seinen Berichten verschiedene, oft gegensätzliche Stellungnahmen, der Internet-User geht mit den Informationen aber selten analytisch um und will seine eigene Einstellung zu den politischen Ereignissen widerspiegeln. Da die Blogs eine große soziale Rolle spielen, wird in der Gesellschaft immer wieder diskutiert, ob Internet-Blogs zu den Massenmedien gezählt werden können oder nicht. Die Regierung versucht zudem das Internet zu kontrollieren. Im Jahre 2007 wurde ein Blogger aus Perm für sein Schreiben in einem Blog von einem Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt. Damals schrieb er, dass er vorhatte, einen Terroranschlag an einer Hochschule durchzuführen. Nach dem Gerichtsgutachten war in seinem Text eine Mitteilung über eine gesellschaftsgefährdende Handlung erkennbar.

In 2008 machte ein Mitglied des Russischen Föderationsrates, Vladimir Sluzker, einen Abänderungsantrag zu dem Mediengesetz. Laut diesem Dokument würden alle Internet-Blogs, die über ihre User mehr als 1000 visits per day erzielen, als Medien betrachtet. Vladimir Sluzker behauptete, dass es in den Internet-Blogs zu viele negative und nicht objektive Information gäbe. Sie werden auf keine Weise kontrolliert, sind aber für Tausende von Menschen verfügbar. Das Mediengesetz wurde letztlich nicht geändert und das Internet entwickelt sich in Russland ganz dynamisch weiter.


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