von Irina Corobca, Republik Moldau

Die Republik Moldau wird oft als das „Armenhaus“ Europas bezeichnet. An der Grenze der Europäischen Union leidet die Bevölkerung dieses kleinen Landes unter bitterer Not und Hoffnungslosigkeit. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat sich die Wirtschaft nie wieder erholt. Die Arbeitslosigkeit, das niedrige Einkommen, der erbärmliche Zustand auf dem Land verursachen eine massive Auswanderung der Arbeitskräfte ins Ausland, die auf der Suche nach gut bezahlten Arbeitsplätzen sind.

Viele Moldauer arbeiten illegal im Ausland, deswegen können sie ihre Kinder nicht mitnehmen. Diese bleiben bei Verwandten, Nachbarn oder ganz allein zu Hause. Es gibt nicht wenige Fälle, in denen die älteren Kinder die Elternrolle für die kleineren Geschwister übernehmen. So ziehen die Kinder andere Kinder groß. Der Kontakt mit den Eltern wird für manche Kinder über viele Jahre nur per Telefon oder aktuell über Skype gehalten. Um die Schuldgefühle für die Nichtteilnahme am Leben ihrer Kinder auszugleichen, schicken die Eltern Geld und Pakete mit Geschenken nach Hause. Diese können aber natürlich in keinem Fall die warmen Umarmungen, zärtlichen Küsse, Gute-Nacht-Geschichten, die tiefen Gespräche und einfach die schöne Zeit mit den Eltern ersetzen.

Die Armut und Arbeitslosigkeit verursachen auch andere Sozial- und Gesundheitsprobleme in der Republik Moldau. Depression führt zu Alkoholsucht. Die Republik Moldau ist ein Agrarstaat mit einer Tradition im Weinanbau. Auf den fruchtbaren Feldern des Landes wachsen Weinberge, fast jeder Bauer produziert seinen eigenen Wein. Viele übertreiben es mit dem Alkoholkonsum, dadurch entstehen viele Gesundheits- und Familienprobleme. Die Kinder haben keine echten Vorbilder. Viele Mädchen heiraten sehr früh, um aus dem elenden Elternhaus zu flüchten, aber die meisten geraten leider in noch schlimmere Situationen. Der Alkoholkonsum unter den jungen Menschen nimmt zu.

Die Republik Moldau ist ein junger Staat mit einer Demokratie in der Entwicklung. Er kämpft mit vielen Problemen, es ist oft nicht leicht auch für die, die eine Arbeit haben und ein relativ normales Leben führen. Ich weiß aber, dass in diesem Land noch Menschen sind, die an einen Aufschwung des Landes glauben, und ich bin eine davon. Ich glaube, dass es der Republik Moldau eines Tages besser gehen wird.

Ich glaube, dass die Menschen aus dem Ausland zu ihren Kindern und alten Eltern, die auf sie warten, zurückkehren werden.

Ich glaube, dass die Republik Moldau eines Tages ein blühendes Land sein wird, in dem seine Bürger ein glückliches Leben führen werden. Es wird eine Generation entstehen, die das Land auf guten Werten und neuen Prinzipien aufbauen wird.


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