von Afërdita Mali, Albanien


Albanien ist als kleines Land anerkannt. Aber mit einer hohen Auswanderungsrate von 38 Prozent der Bevölkerung liegt es auf Platz zwei in Europa, besonders nach den 1990er Jahren mit der Verkündigung des Pluralismus im Land (auf dem ersten Platz liegt Bosnien mit 42 Prozent). Die wirtschaftlichen, aber auch die sozialen und politischen Bedürfnisse haben eine große Anzahl von Menschen dazu bewegt aus Albanien auszuwandern, hauptsächlich in westeuropäische Länder und die Vereinigten Staaten.


Arbeitslose, ungeschulte oder hoffnungslose Menschen suchen im Westen die Chance auf ein besseres Leben und eine sicherere Zukunft für ihre Kinder. Es sind bereits 27 Jahre vergangen, seit die Massenauswanderung aus Albanern begann und die Bevölkerung hat sich seitdem sowohl in der Anzahl als auch in der Mentalität stark verändert.

Die hohe Emigration hat positive wie negative Auswirkungen gebracht. Der Kontakt zu den am weitesten entwickelten europäischen Ländern hat den Albanern Europa und die Europäer viel näher gebracht.

Es war für ein für 50 Jahre isoliertes Volk nicht einfach sich in den Rest Europas einzufügen, da kulturelle Veränderungen in Ost und West sichtbar waren. Aber mit viel Arbeit, bürgerlichem Engagement und Bildung gelang es den Albanern, sich in diese westlichen Auswanderungsländer zu integrieren.

Das wirtschaftliche Niveau der albanischen Familien stieg jahrelang künstlich an, weil Geld von Emigranten an die Familien in ihrer Heimat überwiesen wurde. Auch kleine Familienbetriebe und der Tourismus haben den Weg für die wirtschaftliche Stabilität albanischer Familien gesichert. Man kann heute dank der Emigranten sagen: Sie haben Albanien zu einem „Land der EU“ gemacht, obwohl wir noch kein Kandidatenland sind.


Aber ... nach dem Boom der ersten 20 Jahre hat die Auswanderung ihre negativen Auswirkungen gebracht und sie nimmt in den letzten Jahren immer mehr. Nun, zu den entwickelteren Ländern wandern nicht nur Arbeitslose ab, sondern auch Fachkräfte, Sportler, Künstler und Intellektuelle, die eine große Lücke im Land hinterlassen.


Für albanische Ärzte und Krankenschwestern sind Jobangebote mit acht- bis zehnfach höheren Gehältern sehr attraktiv geworden. Sie haben bereits begonnen die Sprache des Landes zu lernen, in das sie gehen wollen, vor allem nach Deutschland. Bis jetzt haben über 2.500 Krankenschwestern und viele Ärzte ihren Arbeitsplatz in den Krankenhäusern in Albanien verlassen und sind in anderen europäischen Ländern beschäftigt.


Bis Ende dieses Jahres wird erwartet, dass weitere 2.500 Krankenschwestern und unter dessen viele spezialisierte Ärzte, ihre Arbeitsplätze in Krankenhäusern verlassen und nach Deutschland gehen. Für andere Länder wären diese Zahlen kein Problem, aber für Albanien ist das nicht so, da Albanien wegen der hohen Auswanderung in den letzten 27 Jahren unter drei Millionen Einwohner hat und ein Drittel in der Hauptstadt Tirana leben. Die kleinen Städte werden alt und schrumpfen jeden Tag.


Die Rettungsdienste müssen dort immer wieder, immer häufiger nach neuem Personal suchen, aber es gibt wenige, die nach dem Studium in diese kleinen Städte zurückkehren.


Dies hat auch die Aufmerksamkeit der deutschen Medien auf sich gezogen, die sich entschieden haben, diesem Phänomen in Albanien einen Dokumentarfilm zu widmen. Die ARD hat eines der Vorbereitungszentren, die „DEKRA Akademie“, besucht, und dort Interviews mit Direktoren, Krankenschwestern und Ärzten geführt, die beabsichtigen, mit Arbeitsverträgen an deutsche Krankenhäuser zu gehen. Ana Spahiu ist Lehrerin und Übersetzerin dort und hat mir erzählt, dass sie die Vielzahl der der Bewerbungen nicht bewältigen können. Sie suchen auch neuem Personal.

Lori Muça, so heißt eine junge Ärztin, die bereits Januar 2018 nach Paderborn ausgewandert ist. Sie arbeitete als Ärztin im Krankenhaus von Fier in Albanien, wo ihr Vater seit 35 Jahren auch Arzt war. Sie fand es anfangs schwierig die Entscheidung zu treffen ins Ausland auszuwandern, weil sie dort einen guten Job und Familie hatte. Aber es ist ihr gelungen nach einem Sprachkurs nach Deutschland zu kommen. Lori benötigte nur ein paar Monate, um sich in Paderborn wohl zu fühlen. Sie sagt, dass sie bereits nicht mehr darüber nachdenkt nach Albanien zurückkehren. Aber nicht nur wegen des Gehalts in Deutschland, sondern weil sie hier eine professionelle Karriere machen kann, und weil die Ärzte auch viel mehr als in Albanien respektiert werden (ich fühle mich nicht gut das zu schreiben).

Sara, 20 Jahre alt, war vor zwei Jahren eine der besten Schülerinnen Albaniens, die das Abitur abgeschlossen haben. Sie war ein Mathematikgenie, und spricht neben der albanischen Sprache auch Deutsch, Englisch und Italienisch ausgezeichnet. Ich habe sie hier in Leipzig getroffen, wo sie bereits Medizin studiert, und keine Ambitionen mehr hat wieder zurückzukehren. Ihre Familie bemüht sich finanziell sehr ihr das Studium zu finanzieren und sie will nicht nach so viel Mühen später für 400, 500 oder maximal 600 Euro im Monat arbeiten.

Geld, Geld, Geld! Nur für Geld! Und warum? Neee, ich singe hier nicht Tic Tac Toe.

Das ist ein Notruf von mir, für mich selbst, für meine Leute, um uns das Leben mit allen Kosten zu retten. Eine Bitte um dieses lebendige Problem zu lösen. Wir können, wir dürfen nicht unsere besten und wichtigsten Leute verlieren.

Die albanische Regierung bemüht sich gegen dieses große Problem im Land vorzugehen und hat Gehaltssteigerungen für medizinisches Personal versprochen. Aber anscheinend immer noch nicht genug, um die Welle der Ausreise zu stoppen, da die Löhne im Vergleich zu den Ländern der Europäischen Union, wo Albanien beabsichtigt Teil zu werden, weiterhin niedrig bleiben.

Für das Jahr 2018 wurden die Gehälter der Ärzte um fünf Prozent erhöht, was bedeutet, dass ein albanischer Arzt 78.000 Lek pro Monat (ca. 625 Euro) erhält. Und für spezialisierte Ärzte, die in anderen Gebieten weit entfernt von Tirana arbeiten wollen, gibt es ein spezielles Gehalt bzw. einen Bonus von fast 800 Euro. Es wurde noch nichts erreicht. Nur sieben Ärzte haben das Angebot bisher angenommen. Unterdessen fliehen die Ärzte weiter, Krankenschwestern ebenso. Medizinstudenten nehmen Privatunterricht in der deutschen Sprache und hoffen, dass sie nach dem Studium eine bessere Zukunft erwartet ... in Deutschland, oder woanders im Westen. 150 Studenten erhalten jedes Jahr einen Universitätsabschluss in Medizin. 150 wandern jedes Jahr aus.

Und was machen wir? Wir hoffen, während des Winters nur eine Grippe zu bekommen!