Estland

Medien in Estland

Öffentlich-rechtliche Sender

  • Estnischer Nationalfunk Eesti Rahvusringhääling, kurz ERR

Fernsehen - zwei Programme

  • ETV - Hauptprogramm
  • ETV2 - Sammelprogramm für Kinder, für die russischsprachige Minderheit und für Wiederholungen

Radio

  • Vikerraadio - Hauptsender, landesweit
  • Raadio 2 - Jugendsender, landesweit
  • Klassikaraadio - Sender für Kultur und klassische Musik, landesweit
  • Raadio 4 - russischsprachiger Sender für die russischsprachige Minderheit, landesweit
  • Raadio Tallinn - Tagsüber Musik und Nachrichten des ERR, abends Nachrichten von BBC World News, der Deutschen Welle und Radio France International, für die Region Tallinn.
Alle Fernseh- und Radioprogramme können weltweit auch über das Internet empfangen werden.

Privatsender

Fernsehen

  • Kanal 2 - Sender mit Vollprogramm
  • TV3 - Sender mit Vollprogramm
  • TV6 - Sender mit Unterhaltungsprogramm, gehört TV3
  • Kanal 11 - Unterhaltungssender für die weibliche Zielgruppe, gehört Kanal 2
  • Kanal 12 - Unterhaltungssender für die männliche Zielgruppe, gehört Kanal 2
  • Alo TV - Sender mit estnischer Schlagermusik und Werbung
  • Tallinna TV - Von der Stadtregierung gegründeter Sender mit Vollprogramm
  • Pervyi Baltiiski Kanal (PBK) - Russischsprachiger Sender mit Vollprogramm

Radio

  • Raadio Kuku - Sender mit Vollprogramm
  • Raadio Uuno - Popwelle
  • Raadio Elmar - estnische Pop- und Schlagermusik
  • Spin FM - Popwelle
  • Radio 100 FM - russischsprachiger Sender mit Vollprogramm
  • DFM - russischsprachige Popwelle
  • Sky Plus - Popwelle mit aktueller Musik
  • Energy FM - Sender mit Alternativmusik
  • Raadio 3 - Popwelle mit älterer Musik
  • Sky Radio - russischsprachiger Sender
  • Russkoje Radio - russischsprachiger Sender
  • Star FM - Popwelle
  • Power Hit Radio - Sender für Alternativmusik
  • Ring FM - Musiksender für Tallinn, Tartu und Südestland
  • Radio Mania - Musiksender
  • Nõmme Raadio - Sender für den Tallinner Stadtteil Nõmme
  • Raadio Pärnu - Regionalsender für die Stadt Pärnu
  • Sun FM - Sender in Tartu und Pärnu
  • Raadio Kadi - Regionalsender für die Inseln Hiiumaa und Saaremaa
  • Raadio Marta - Regionalsender für den Kreis Põlva
  • Raadio Ruut - Regionalsender für den Kreis Valga
  • Kuma Raadio - Regionalsender für den Kreis Järva
  • Raadio 7 - religiöser Sender
  • Pereraadio - religiöser Sender

Estnische Medienlandschaft

Seit Anfang der 1990er Jahre hat die estnische Medienlandschaft sich deutlich verändert: die Zeitungen wurden privatisiert, private Rundfunksender sowie neue Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften wurden gegründet. Jedoch nicht alle neugegründeten Medienkanäle konnten überleben und daher hat die estnische Medienlandschaft während der 90er Jahre viele schnelle Veränderungen und Zusammenschmelzungen von Kanälen erlebt. Seit Ende 1990 kann man jedoch über eine gewisse Stabilisierung sowie über die Konzentration von Medien reden.

Rundfunk und Fernsehen

Im Bereich des Rundfunks existiert in Estland ein duales System. Auf der Seite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt es den Estnischen Nationalfunk bzw. ERR (Eesti Rahvusringhääling), der durch einen Zusammenschluss des Estnischen Fernsehens ETV (Eesti Televisioon) und des Estnischen Radios (Eesti Raadio) im Jahre 2007 entstand. Die Anstalt bietet zwei Fernseh- und fünf Hörfunkprogramme. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird in Estland direkt aus dem Staatshaushalt finanziert, Rundfunkgebühren werden nicht erhoben.

Die Führung und Kontrolle des Nationalfunks erfolgt ähnlich einer Landesrundfunkanstalt in Deutschland mit dem Rundfunkrat an der Spitze. Von jeder Parlamentsfraktion wird ein Vertreter in den Rundfunkrat gesendet, zusätzlich werden alle fünf Jahre vier Experten aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen einbezogen.

Im Jahre 2011 gibt es in Estland zwei private Fernsehsender - TV3 und Kanal2 . Kanal2 gehört dem norwegischen Shibsted-Konzern und TV 3 gehört zu Skandinaviens größtem Medienkonzern MTG (Modern Times Group). Im Jahre 2001 ist der dritte private Fernsehsender TV1, der dem polnischen Polsat gehörte, Pleite gegangen. 1992 nahm die erste private Radiostation Estlands, Radio Kuku, den Sendebetrieb auf. Zurzeit gibt es über 30 private Radiosender und der private Radiomarkt ist größtenteils in ausländischer Hand. Prinzipiell ist jedermann berechtigt, eine private Sendestation zu gründen, jedoch ist eine Lizenz der regierungsunabhängigen Regulierungsbehörde (Kommunikationsamt) nötig.

Seit Juli 2010 kann Fernsehen terrestrisch nur noch digital, also über DVB-T empfangen werden. In Kabelnetzen ist die vollständige Umstellung auf DVB-C für September 2012 geplant. Eine Umstellung auf DAB im Hörfunk ist in Estland zurzeit nicht geplant.

Printmedien

Die größten überregionalen estnischsprachigen Tageszeitungen sind Postimees (Postbote), Eesti Päevaleht (Estnische Tageszeitung) und Õhtuleht (Abendblatt). Die ersten zwei sind Tageszeitungen, die dritte eine Boulevardzeitung.

Postimees gehört fast zu hundert Prozent dem norwegischen Shibsted-Konzern. Shibsted hat 1998 die estnische Medienholding Eesti Meedia übernommen. Eesti Meedia gibt außer Postimees auch fünf Lokalzeitungen und neun Magazine heraus.

Eesti Päevaleht gehört dem estnischen Medienkonzern Ekspress Grupp. Während der sogenannten Russlandkrise im Jahre 1998 wurde Eesti Päevaleht an die schwedische Medienholding Bonnier verkauft und im Jahre 2001, als Bonnier finanzielle Schwierigkeiten hatte, hat die Ekspress Grupp die Zeitung zurückgekauft. In letzter Zeit ist Eesti Päevaleht in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Teils wegen finanzieller Probleme und teils wegen einer Umgestaltung im Mutterkonzern haben viele Journalisten Eesti Päevaleht verlassen.

Õhtuleht ist ein Fusionsprodukt aus Õhtuleht und Sõnumileht. Bis zum Jahr 2000 waren Õhtuleht und Sõnumileht die größten Konkurrenten auf dem Boulevardpresse-Markt. Õhtuleht wird von der Shibsted-Konzerntochter Eesti Meedia und dem Konzern Ekspress Grupp gemeinsam herausgegeben.

Weil fast ein Drittel der estnischen Bevölkerung russischsprachig ist, werden mehrere Tages- und Wochenzeitungen auch auf Russisch herausgegeben. Die wichtigsten von ihnen sind Molodjosch Estonii (Tageszeitung), Vesti Dnja (Tageszeitung), Vesti Nedeli, Den za Dnjom und MK-Estonia (Wochenzeitungen).

Da aber Estland nur 1,4 Milllionen Einwohner hat, sind die Auflagen der Zeitungen logischerweise klein. Die größte Auflage hat die Tageszeitung Postimees (54.700 im August 2011). Die Boulevardzeitung Õhtuleht hatte im August 2011 eine Auflage von 52.800 und Eesti Päevaleht etwa 26.200.

Die größte Wochenzeitung ist Maaleht, eine an Bauern gerichtete Wochenzeitung, deren Auflage im August 2011 42.500 Exemplare betrug. Ihr folgt die Wochenzeitung Eesti Ekspress mit einer Auflage von 31.200 Exemplaren. Es existiert auch eine Vielzahl von Lokalzeitungen sowie von speziellen Magazinen. Zusätzlich gibt es in Estland auch einige kostenlose Zeitungen, die vollkommen auf Basis der Werbung finanziert werden, wie Linnaleht in Tallinn, Tartu und Pärnu.

Während die Zahl der Tageszeitungen in Estland seit Mitte der 1990er Jahre durch Konzentration und Zusammenschmelzungen abgenommen hat, hat die Zahl von Zeitschriften mit der Steigerung des Lebensstandards deutlich zugenommen, insbesondere im Bereich von Lebensstil-, Frauen- und Innenarchitekturzeitschriften. Allerdings ist die Zahl der Zeitschriften während der Wirtschaftskrise von 2008 bis 2010 gesunken.

Eine nicht unwichtige Rolle in der estnischen Medienlandschaft spielen die Kulturausgaben, die vom Staatshaushalt subventioniert werden, aber dennoch politisch unabhängig sind. Der Staat gibt finanzielle Unterstützung an die Stiftung Kultuurileht weiter, die insgesamt 14 Kultur-, Wissenschaft- und Ausgaben für Kinder unterstützt. Die wichtigste unter den 14 Ausgaben der Stiftung Kultuurileht ist die Kulturzeitung Sirp.

Agenturen

Zurzeit ist in Estland lediglich Baltic News Service (BNS) als Nachrichtenagentur für das ganze Baltikum tätig. Die Agentur gehört zum finnischen Alma Media Konzern. 2003 hat BNS die konkurrierende ETA übernommen, die heute für das Medienmonitoring zuständig ist. BNS bietet estnisch-, lettisch-, litauisch- und englischsprachige Dienste im Bereich Inlands-, Auslands- und Wirtschaftsnachrichten an. Im Jahr 2011 ist als Neuheit auch ein Fotodienst hinzugekommen.

Onlinemedien

Alle estnischen Tageszeitungen haben auch Onlineredaktionen, die sich oft von der Printversion der Zeitungen deutlich unterscheiden. Besonders in den Onlineausgaben ist ein Trend zum Boulevardesken zu beobachten, außerdem sind Nachrichten der Onlineausgaben wegen Tippfehlern und Unvollständigkeit von minderer Qualität. Zusätzlich werden Pressemitteilungen häufig ohne Redigieren veröffentlicht.

Neben den Onlineredaktionen der Tageszeitungen gibt es auch einige ausschließlich im Internet aktive Nachrichtenportale, von denen Delfi am wichtigsten ist. Seit der Gründung ist auch der estnische Nationalfunk im Internet, was die Qualität in der estnischen Onlinemedien-Landschaft ein wenig aufgewertet hat.

Ausbildung

Die meisten von den estnischen Journalisten kommen aus anderen Fachgebieten und haben nicht Journalismus studiert. Einen Studiengang des Journalismus gibt es in Estland ausschließlich an der Universität Tartu, allerdings werden Journalisten und Pressesprecher dort gemeinsam ausgebildet.

In den letzten Jahren sind viele renommierte Journalisten Estlands Pressesprecher verschiedener Behörden und Ministerien geworden, weil Pressesprecher oft wesentlich besser bezahlt werden als Journalisten.

Als Problem kann man noch nennen, dass aufgrund der geringen Einwohnerzahl Estlands, Journalisten und Politiker oft gute Bekannte oder gar Verwandte sind, weil viele von ihnen gemeinsam an der Universität Tartu studiert haben, was zu einem Konflikt zwischen persönlichen Beziehungen und objektiver Berichterstattung führen kann.



Stand: September 2011