Mediensystem Montenegro

Geschichte

Radio

Am 3. August 1904 wurde aus Bar (Montenegro) das erste radiotelegraphische Signal in diesen Teil Südosteuropas gesendet. Nach einem Abkommen wurde die Radiosendung vom Pionier der drahtlosen Telekommunikation, Guglielmo Marconi, finanziert. Die erste montenegrinische Sendung wurde beim Bundesbüro für internationalen Verkehr in Bern registriert. Eigenschaften der Station: Wellenlänge: 500 m, Sendebereich: 200 km. Über die Radiostation San Cataldo in Bari (Italien) hatte die montenegrinische Station eine Verbindung in alle Richtungen der Welt.

Am 13. November 1944 startete das Radioprogramm Radio Cetninje mit einem Sendebereich von 150 Kilometern. Das Radioprogramm hatte eine tägliche Sendezeit von einer Stunde. 1949 zog das Radio nach Titograd (das heutige Podgorica) um. Das Radio begann mit der Produktion eines Morgen- und Abendprogramms. Seit 1990 sendet das Radio Montenegro zwei 24-Stunden-Programme und ein Satelliten-Programm.

Fernsehen

Im Jahre 1964 wurde das Fernsehen Titograd gegründet. Damals wurde eine Reportage des Fernsehens Titograd in der zentralen informativen Sendung des Belgrader Fernsehens ausgestrahlt. 1971 startete TV Titograd mit einem eigenem Studioprogramm. Die ersten Nachrichten wurden 1975 gesendet, der Eurovision Song Contest erstmalig im Jahre 1979.

1991 wurde das Fernsehen Titograd in den Montenegrinischen Rundfunk (Radio-televizija Crne Gore – RTCG) überführt. Bis 1997 hatte der Montenegrinische Rundfunk etwa zwölf Prozent an eigenem Programm. Seit 1998 produziert RTCG ein Vollprogramm. Ein Korrespondentennetz aus Washington, Brüssel, London und Moskau wurde wiederhergestellt. Eine Zusammenarbeit mit den berühmten Welt-Medien, wie z.B. BBC und ZDF wurde damals auch realisiert. RTCG hatte in diesen Jahren ein eigenes Symphonieorchester. 2001 wurde das Satelliten-Programm gegründet. Seit 2002 ist der Montenegrinische Rundfunk eine öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft.

2006 wurde RTCG ein Mitglied der Europäischen Rundfunkunion (EBU). Das heißt, dass RTCG beispielsweise für montenegrinische Beiträge beim Eurovision Song Contest verantwortlich ist. Im ehemaligen Jugoslawien, Serbien und Montenegro war RTCG für diese Beiträge drei Male verantwortlich: 1983, 1984 und 2005.

Presse

Im Jahr 1944 wurde das erste Exemplar einer Tageszeitung in Montenegro gedruckt. Die Zeitung namens Pobjeda (Der Sieg http://www.pobjeda.co.me) existiert auch heute noch und ist die drittmeistverkaufte Zeitung in Montenegro. 1997 erschien die Tageszeitung Vijesti (Nachrichten http://www.vijesti.me) und ein Jahr später die Tageszeitung Dan (Der Tag www.dan.co.me). Spezialversionen serbischer Tagesblätter für Montenegro wie Novosti, Politika, Blic werden in Montenegro auch verkauft.

Heute

Fernsehen

Öffentlich-rechtliches Fernsehen

  • Montenegrinisches Fernsehen (Televizija Crne Gore – RTCG): Nationalfernsehen mit zwei Programmen und einem Satelliten-Programm www.rtcg.me
  • Fernsehen Budva: lokales öffentlich-rechtliches Fernsehen
  • Fernsehen Niksic: lokales öffentlich-rechtliches Fernsehen
  • Fernsehen Pljevlja: lokales öffentlich-rechtliches Fernsehen

Kommerzielles Fernsehen

Hörfunk

Öffentlich-rechtlicher Hörfunk

  • Montenegrinischer Hörfunk: Radio Crne Gore, das Nationalradio hat zwei Programme: Radio Montenegro und Radio 98 sowie ein Satelliten-Programm)
  • öffentlich-rechtliche lokale Radiostationen in Andrijevica, Bijelo Polje, Berane, Budva, Cetinje, Danilovgrad, Herceg Novi, Kotor, Niksic, Pljevlja, Rozaje, Tivat und Ulcinj
  • 34 kommerzielle Radiostationen

Presse

In Montenegro gibt es 45 Printmedien. Davon u.a. vier Tageszeitungen, drei Wochenblätter, acht Magazine, und 13 Halbjahres- und Jahreszeitungen. Die gesamte Auflage der montenegrinischen Zeitungen beträgt etwa 60.000 Exemplare (zehn Prozent der Einwohneranzahl). Die meistverkaufte Tageszeitung ist Vijesti mit einer Auflage von etwa 25.000 Exemplaren. Dan wird mit etwa 20.000 Exemplaren und Pobjeda mit etwa 10.000 Exemplaren täglich verkauft.

Kapital aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung ist nicht in Montenegro vorhanden, im Gegensatz zu anderen Ländern in Südosteuropa. In Serbien, Bulgarien und Kroatien kontrolliert die WAZ Mediengruppe durchschnittlich ein Drittel aller Printpublikationen.

Die Staatliche Zeitung Pobjeda sollte von der WAZ Mediengruppe im Jahr 2009 gekauft werden. Das deutsches Unternehmen ist allerdings auf Grund der ökonomischen Krise von diesem Kauf zurückgetreten. Die WAZ Mediengruppe hält 50 Prozent am Kapital der Zeitung Vijesti. Andere Printmedien sind im privaten Eigentum. Einige der Druckerzeugnisse kann man auch in Serbien kaufen.

Internet

Die Internetnutzung in Montenegro liegt etwa bei 45 Prozent. Die Zahl der Internetnutzer hat sich in den letzten vier Jahren verdoppelt. Ein Facebook-Profil haben etwa 170.000 Nutzer (etwa 25 Prozent der Bevölkerung). Einer Untersuchung nach, informieren sich die Menschen immer mehr im Internet.

Die Internet Assigned Numbers Authority (IANA), eine Organisation, die die Vergabe von IP-Adressen, Domanins und IP-Protokollnummern regelt, hat die montenegrinische Nationaldomain als .me registriert. Die Domain .me wurde 2010 als eine der meistverkauften Domains weltweit registriert (z.B. visit.me, love.me, tell.me)

Nachrichtenagenturen

Die einzige montenegrinische kommerzielle Nachrichtenagentur ist MINA, mit zwei Abteilungen: MINA und Mina Bussines. MINA ist die meistzitierte Presseagentur in Montenegro. MN Press ist eine Sportagentur, mit Sitz in Podgorica. Es gibt auch andere, zum größten Teil serbische Agenturen, die in Montenegro tätig sind: Tanjug (eine staatliche serbische Agentur) und kommerzielle Agenturen: Beta, FoNet, SRNA.

Medien und Politik

Die Medien in Montenegro werden oft von den regierenden Parteien, den Oppositionsparteien oder von mächtigen Einzelpersonen beeinflusst. Es gibt kaum journalistische Recherchen. Es scheint, dass Journalisten sich nicht sehr für investigativen Journalismus interessieren. Gründe dafür liegen meist in der Tatsache, dass man bei einer Recherche mehr Aufwand für den gleichen Lohn betreiben müsste. Die Zeit der 90er Jahre, als Journalisten Angst vor den mächtigen reichen Tycoons hatten, scheint in Montenegro jedoch vorbei zu sein.

Medienrecht

Das wichtigste Organ im Medienbereich ist die Agentur für Rundfunkübertragung.

Gesetze im Medienbereich sind das Mediengesetz, das Gesetz über die elektronischen Medien, das Gesetz über die Rundfunkübertragung, das Rundfunkgesetz und das Gesetz über den Rundfunkübertragungsservice.

Das oberste Organ für die Programmkontrolle ist der Rundfunkrat. Er überwacht die Einhaltung des gesetzlichen Sendeauftrags. Im Rundfunkrat gibt es keine Politiker, elf Mitglieder sind Vertreter des Syndikats, von Nichtregierungs-Organisationen, Medienvereinen etc. Die Mitglieder werden vom Parlament ernannt. Es gibt viele Kritiker der Oppositionsparteien, die behaupten, dass dies kein gutes Model sei. Sie meinen, der Rundfunkrat könne nicht von der regierenden Koalition unabhängig sein.

Medienfinanzierung

Nach den Änderungen des Mediengesetzes im Januar 2009 wird der Nationalrundfunk (RTCG) wieder von der Regierung finanziert werden. Darauf folgten viele kritische Stimmen in Montenegro. Laut Änderungen des Gesetzes bekommt der Erste Nationalrundfunk 20 Prozent des Budgets, insgesamt über zehn Millionen Euro. Laut altem Gesetz aus dem Jahr 2002 sollte RTCG ausschließlich über die Rundfunkgebühr finanziert werden, gemäß des Vertrages von Amsterdam aus dem Jahr 1997. (Im Vertrag von Amsterdam gibt es vier Hauptprinzipien für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Stabilität, Unabhängigkeit, Proportionalität und Transparenz).\
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Einige Jahre wurde RTCG über die Gebühren finanziert. Die Bürger aus Montenegro mussten etwa vier Euro zusammen mit der Telefonrechnung zahlen. Probleme kamen auf, als die montenegrinische Telekom, die im Besitz des Mobilnetzes, des Festnetzes und der Post war, verkauft wurde. Der neue Besitzer T-COM hatte die TV-Gebühr abgeschafft und RTCG musste ohne seine wichtigste Einnahmequelle auskommen. Die Agentur für Rundfunkübertragung suchte nach einem neuen Partner. Im November 2007 hat ein Elektrizitätsversorger (Elektrodistribucija Crne Gore) angefangen die TV-Gebühr zu übernehmen.

Erforschung der öffentlichen Meinung

Nichtregierungs-Organisation CEDEM, Oktober 2010\
http://www.cedem.me/index.php?IDSP=1249&jezik=eng

Vertrauen in das Fernsehen (in %)

TV IN - 26,4\
TV CG 1 - 23,2\
TV VIJESTI - 19,8\
TV PINK - 9,7\
RTS - 6,7\
TV ATLAS - 4,9\
LOKALE TV STATIONEN - 4,0\
TV ELMAG - 3,6\
MONTENA - 1,1\
TV CG 2 - 0,6

in % Jun 08 Nov 08 Mär 08 Okt 09 Okt 10
TV CG 1 21 20,6 26,7 21,3 23,2
TV CG 2 0 0 0,2 0 0,6
TV ELMAG 10,9 9,2 8,8 4,9 3,6
TV MONTENA 1,8 1,7 2,2 1,4 1,1
TV MBC 2,3 1,1 1 1,2 0
TV PINK 15,8 11,8 13 13,2 9,7
TV IN 26,7 28,4 27,3 27,1 26,4
ATLAS TV 6,1 7 5 6 4,9
TV VIJESTI 1,4 2,8 4 9,8 19,8
RTS 5,8 8,1 4,7 6,8 6,7
ANDERE 8,2 9,3 7,2 8,3 4

Vertrauen in den Hörfunk (in %)

ALLE LOKALEN RADIOSENDER - 36,2\
RADIO MONTENEGRO - 21,4\
RADIO ELMAG - 19,3\
RADIO D - 9,2\
RADIO ATLAS - 8,0\
RADIO ANTENA M - 2,1\
RADIO MONTENA - 2,0\
DRS - 1,8

in % Jun 08 Nov 08 Mär 08 Okt 08 Okt 10
RADIO MONTENEGRO 13,4 17,8 22,6 17,3 19,3
RADIO ELMAG 25,3 24,4 20,6 22,4 21,4
RADIO D 9,4 4,5 7,1 8,9 9,2
RADIO ANTENA M 4,9 4,7 2 2,1 2,1
RADIO MONTENA 1,1 1,7 1 2,1 2
RADIO ATLAS 6,3 7,9 6 8,2 8
ALLE LOKALE RADIOSENDER 21 26,2 23,6 27,2 36,2
ANDERE 16,5 11,7 15,6 11,2 1,8

Vertrauen in Zeitungen (in %)

VIJESTI - 45,7\
DAN - 25,9\
POBJEDA - 22,6\
VECERNJE NOVOSTI - 3,0\
POLITIKA - 0,4\
ANDERE - 2,4

in % Jun 08 Nov 08 Mär 08 Okt 08 Okt 10
POBJEDA 13,3 12,1 15,7 18,2 22,6
VIJESTI 44,9 47,8 44,3 45,6 45,7
DAN 34,1 32,2 31,5 31,6 25,9
POLITIKA 1,1 0,6 1,5 0,1 0,4
VECERNJE NOVOSTI 4,4 5,4 3,7 2,7 3
ANDERE 1,3 1,2 3,2 1,7 2,4
Letzte Änderung: Januar 2011

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