Wenn man durch die Straßen im Zentrum von Sarajevo spaziert, kann man eine sehr traurige Sache sehen. Vor den Botschaften stehen die Leute in hundert Meter langen Schlangen. Sie warten auf ihr Visum für die Länder Europas. Ohne Visum können die Bürger Bosniens nur in folgende Ländern reisen:
- Kroatien
- Montenegro
- Serbien
- Mazedonien
- Malaysia
- Russland
- Tunesien
- Vatikan
Für alle anderen Länder benötigen die bosnischen Bürger verschiedene Visa. Von Land zu Land variieren die Prozeduren, aber eines ist sicher: sie können nicht einfach in ein Flugzeug steigen und fahren wohin sie wollen und wann sie wollen. Die Bosnier bekommen ein Visum beispielsweise für Slowenien oder Deutschland, aber nur sehr schwer für Dänemark und Irland. Der erste Schritt ist ein Antrag. So muss man auf die Botschaft gehen und in der Schlange warten. Es ist eine besondere Geschichte. Es ist kein Problem wenn man in Sarajevo wohnt, aber es ist ein Problem, wenn man im Westen Bosniens lebt, in einem Gebiet 400 Kilometer von Sarajevo entfernt. Dann muss man so genannte „Freitage“ nehmen (oftmals werden diese nicht vom Arbeitgeber bezahlt) und man muss sich ein Zimmer in Sarajevo nehmen, was sehr teuer für den durchschnittlichen bosnischen Bürger ist. Die Formulare müssen meist in der jeweiligen Fremdsprache ausgefüllt sein, so dass man, wenn man keine Fremdsprache spricht, einen Dolmetscher beauftragen muss.
Neben dem Visum-Antrag muss man folgende Dokumente beilegen:
- den Einladungsbrief (z.B. einen Brief von einer Person aus Deutschland, die für die bosnische Person bürgt)
- Nachweis über ein festes Angestelltenverhältnis und einen durchschnittlichen Lohn
- ein Gesundheitsnachweis
- Nachweis über eine Unterkunft im Ausland
- polizeiliches Führungszeugnis
- internationale Geburtsurkunde
- Reisekrankenversicherung
- ein Sparbuch mit genügend Geld für jeden Tag des Aufenthaltes
- Flugticket
- eventuell eine Karte für die Messe
Die Dokumente müssen oftmals in die fremde Sprache übersetzt werden, was etwa zehn Euro pro Seite des Dokumentes kostet. Dann muss man die Dokumente amtlich beglaubigen lassen, was auch etwa zwei Euro pro Dokument kostet. Die Dokumente müssen wiederum in das Ministerium für Zivil-Politik und in das Ministerium für Außenpolitik gebracht werden. Für jedes Ministerium muss man zwei Euro pro Seite des Dokumentes zahlen. Wenn wir sehen, wie viele Dokumente man braucht, um aus dem Land auszureisen und wenn wir sehen, wie viel alles kostet, dann können wir sagen, dass jemand sehr viel durch die schlechte Position der bosnischen Bürger verdient . Aber WER?
Die Antwort ist klar: der Staat Bosnien und Herzegowina. Die Staatskasse füllt sich jedes Jahr mit Millionen Euros, die von den eigenen Bürgern erbeutet werden. Für die Botschaften ist es egal, wie man die Dokumente vorbereitet. Es ist vorteilhaft, wenn man jemanden aus einer staatlichen Behörde kennt. Dann kann man etwas weniger zahlen und muss nicht so lange auf das Visum warten. Beispielsweise muss man auf das polizeiliche Führungszeugnis bis zu zehn Tage warten. Ohne das Visa-System würde der bosnische Staat jährlich Millionen Euros verlieren. Bosnien profitiert vom Unglück der eigenen Bürger. Die Leute aus Bosnien sagen aus Spaß, dass sie Bußgelder zahlen müssen, nur weil sie hier geboren sind.
Folgende Absprachen haben die Länder für das Visa-System in Bosnien:
- die hohe Arbeitslosigkeit beträgt im Durchschnitt 40 Prozent, in einigen Gebieten bis zu 90 Prozent
- hohe Kriminalität
- Kriegsverbrecher auf der Flucht
- Terrorangst vor Al Qaida
- Polizeikorruption
Unter all dem leidet die bosnische Wirtschaft. Es ist sehr schwer für die Unternehmen Top-Technologie zu haben und kennen zu lernen. Die Waren sind sehr teuer in Bosnien, insbesondere Kleidung und Nahrungsmittel. Alles wegen des Visa-Systems. Für Kaufleute ist es sehr schwer zu reisen und Messen zu besuchen. Deshalb kaufen sie Waren aus Kroatien und die Kroaten kaufen die Güter aus der Niederlande. So führt es dazu, dass in einem Land, in dem der Lohn im Durchschnitt 300 Euro beträgt, ein halbes Brot genauso viel wie ein Liter Milch kostet.
Viele junge Leute aus Bosnien sind noch nie aus dem eigenen Land gereist. Es macht den Weg frei für demagogische Politiker, die die eigenen Wähler anlügen. Sie können sehr ruhig sagen, dass eine Fahrt mit den 60 Jahre alten Eisenbahnen eine normale Sache ist.
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