30.09.2008 von Atanaska Metodieva, Bulgarien

Die aktuelle politische Situation in Bulgarien

Náchod ist eine Stadt in Ostböhmen mit nicht einmal 30.000 Einwohnern. Viele von ihnen pendeln mehrmals pro Woche in die Nachbarstadt Bad Kudowa (Kudowa-Zdrój), die in Polen liegt. Im Supermarkt Biedronka (Siebenpunkt) kaufen sie Butter, Milch, Käse und Salami. Dort sind die Produkte billiger als in Tschechien und auch geschmackvoller. Nicht alles ist in Polen günstiger oder besser. Man besucht auch gerne Kaufland oder Albert in Náchod.

Marie Hloušková und ihre Familie wohnen in Nový Hrádek. Die Fahrt nach Náchod zu den Märkten Kaufland und Albert ist für sie über Polen viel schneller erreichbar. Sie spart nicht nur etwa vier Kilometer, sondern vermeidet vor allem das Warten in Staus in der Stadt, wenn sie aus Richtung Polen kommt. So gelangt sie schnell an den Stadtrand, wo sich auch die Einkaufsmärkte befinden. Auch die Polen fahren nach Náchod um vor allem Bier und Schnaps einzukaufen. Vorbei sind die Zeiten, in denen man an der Grenze warten musste und für billigere Einkäufe mit langen Wartezeiten bezahlte.

Die Grenze ist dank dem Schengen-Abkommen kein Hindernis mehr. Leute in den Grenzgebieten fahren hin und her, als ob es keine Grenze gäbe. Sogar die unterschiedlichen Währungen stören sie dabei nicht. Ähnlich sieht es auch an der Grenze zu Deutschland aus. Egal ob zu Bayern oder Sachsen. Und wenn es um Flüge in die Ferne geht, ist manchen aus Nordböhmen der Flughafen in Dresden viel näher als der in Prag. Dresden ist nämlich günstiger, vor allem wenn es ums Parken geht. Und für Leute aus Aussig (Ústí nad Labem) ist es auch näher.

In Bad Altheide (Polanica-Zdrój) gibt es eine Kneipe mit polnischer Küche. Der Besitzer gibt zu, dass er viele Zutaten in einem Großhandel bei Königgräz (Hradec Králové) in Tschechien kauft. Der Grund dafür? Der Großhandel ist näher als ein vergleichbarer im polnischen Breslau. Die Grenze ist nur eine Formalität und kein Hindernis mehr.

Trotzdem gibt es immer noch Leute, die die Grenze als Hindernis sehen. Wenn sie einen Ausflug planen, fahren sie zu einem Schloss, Zoo oder Vergnügungspark mehr als einhundert Kilometer entfernt, obwohl interessante Ziele viel näher liegen. Aber die sind halt hinter der Grenze. Im Ausland. Die Grenze existiert aber nur im Kopf. Vielleicht kommt die Abschaffung dieser Grenze mit der Zeit. Trotzdem bleibt die Grenze in den Köpfen vieler Leute bestehen. Außerdem ist sie in verschiedenen Gesetzen verankert und wird dadurch für manche Gruppen deutlicher.

Die Medien können diese Grenze scharf machen oder dazu beitragen, dass sie zumindest in den Köpfen der Leute abgeschafft wird. Aber auch für die Redaktionen stellt die Grenze oft eine Mauer dar. Denn wenn ein Redakteur in die Nachbarstadt über die Grenze fahren will, bedeutet das Kosten: Versicherung und Verpflegungsgeld. Und dazu viele Papiere, die man ausfüllen muss. Viele haben Angst vor der Bürokratie, manche vor den Kosten. Und dazu kommt die Grenze in ihren Köpfen. Denn über das Geschehen im Ausland berichten doch die Auslandskorrespondenten. Es ist egal, dass es sich eigentlich um eine lokale Nachricht handelt, die zwar aus dem Ausland stammt, aber immer lokal oder regional bleibt. Da muss man die Grenze im Kopf noch abschaffen. Das ist schwer, aber bestimmt findet jeder auch sein persönliches Schengen-Abkommen.
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