Das Projekt Erika Steinbachs (BdV) ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin aufzubauen beschäftigt die polnischen Medien immer noch sehr stark. Das ganze fing mit Fragen zum Standort des Zentrums an. Es wurde lange gestritten, ob das Zentrum in Breslau/Wroclaw oder in Berlin entstehen sollte. Dann wurde das Projekt von der polnischen Seite so interpretiert, dass das Zentrum nur die Geschichte der deutschen Opfer der europäischen Vertreibungen berücksichtigen sollte. Die ganze Sache wurde dann zu einem parteipolitischen Kampf sowohl der deutschen als auch der polnischen Seite.\
Bei dieser Gelegenheit tauchten auch andere Dinge in der Debatte auf, die nicht direkt mit dem Projekt zu tun hatten. Es wurde auf die letzten Jahrzehnte zurückgeblickt und auf das Bild des polnischen Volkes als Christus aller anderen Völker, der für alle leiden musste. Die Polen können nicht akzeptieren, dass sie nunmehr einen anderen Stellenwert haben sollen als das im II. Weltkrieg von den Deutschen geschädigte Volk. Gar nicht in Frage kommt es, dass auch die Polen nach dem Krieg vertrieben haben. Der offizielle und politische Wille zu akzeptieren, dass auch Deutsche nach dem Krieg leiden mussten, ist wenig verbreitet. Anders sind jedoch die sehr persönlichen Einstellungen der Polen zu dieser Frage.
Auf die Frage: "Sind auch Deutsche, neben Juden, Polen und Roma, Opfer des II. Weltkrieges?" antworteten 57% der befragten Polen und 36% der befragten Deutschen positiv.
Schade ist, dass das ganze im Gegensatz zu dieser Umfrage immer nur einseitig gesehen und kommentiert wird. Die Medien sind daran nicht ganz unschuldig. Die einseitige Berichterstattung der Medien setzte eine Maschinerie in Gang, die sich schwer kontrollieren lässt. Die Debatte bleibt nicht auf der sachlichen Ebene, die mit dem Projekt des Zentrums gegen Vertreibung zu tun hat. Und gerade deswegen ist es schwer zu sagen, in welche Richtung die ganze Debatte noch gehen wird. Sicher ist nur: Sie wird auf keinen Fall die deutsch-polnischen Beziehungen verbessern.
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