30.09.2009 von Biljana Lalova-Pilz, Bulgarien

Eine Stimme für die Zukunft - Die populistischen Parteien in Bulgarien sind im Aufwind, man kann aber trotzdem Grün wählen

Eine internationale Besonderheit! …man sollte vielleicht das Wort Mischung benutzen. Tschaikowkis weltberühmte Oper "Oneghin" ist nach einem Viertel Jahrhundert wieder nach Ungarn gekommen - diesmal aber in einer ganz besonderen Art und Weise. Davon aber später!

Die Oper "Oneghin" wurde zum ersten Mal vor genau 106 Jahren in Budapest aufgeführt - und es war die erste russische Oper, die in der Ungarischen Staatsoper präsentiert wurde. Obwohl der so genannte "überflüssige Mensch" (wie die Russen ihn bezeichnen) bei uns ein beliebter Gast war, haben wir ihn lange Zeit nicht mehr gesehen. Die weltberühmte Oper wurde zum letzten Mal vor 24 Jahren in Ungarn aufgeführt.

Die Meinungen haben sich plötzlich geändert. Die Intendanten der Staatsoper haben sich vorgenommen, die russische Oper wieder in Ungarn zu präsentieren. Die Premiere war für den 31. Mai 2008 geplant.

Die Arbeit hat also angefangen - ist aber wahrscheinlich nicht ganz so gut gelaufen, wie sie geplant war. Man kann nicht hinter die Kulissen schauen - aber der Erste, der die Arbeit abgesagt hat (besser gesagt "versagt" hat), war der Regisseur selbst. Gabor Zsámbéki hat sich wegen seiner schlechten Gesundheit zurückgezogen… Sein Nachfolger wäre der russische Regisseur Anatolij Vasziljev gewesen, aber auch er ist nach kurzer Zeit zurückgetreten. Also: ein Stück ohne Regisseur - die Lage hätte nicht schlimmer werden können! Aber es wurde schlimmer!

Die Fachmänner sind ein paar Wochen vor der Premiere plötzlich darauf gekommen, dass "Oneghin" gar nichts zum Anziehen hat! Die Kostüme sind nämlich nicht fertig geworden. Wenn man die Lage mathematisch betrachtet, kann man es schon erkennen: es konnte nicht mehr klappen! Allein der aus 80 Leuten bestehende Chor muss sich während der Vorstellung dreimal umziehen! (das sind also 240 verschiedene Kostüme) …und da haben wir noch gar nicht über die Hauptdarsteller des Stückes gesprochen. Also: die vorher geplante neue Konzeption war geplatzt!

Eines stand jedoch fest: die Premiere musste gerettet werden. Es gab keine andere Wahl, als eine schon früher gut funktionierende wirtschaftliche Methode zu nutzen: wenn man etwas nicht hat, dann muss man es importieren. Einer der ungarischen Regisseure hat schon früher mit einer bekannten österreichischen Kostümbildnerin, Angelika Höckner, in Mecklenburg zusammengearbeitet. …und die Frau war bereit, zu helfen. Also: die Kooperation wurde erweitert. Die Oper stammt aus Russland, das Kostüm dazu aus Deutschland und das Stück sollte in Ungarn aufgeführt werden.

Und das Ende sehen wir immer noch nicht! Es gab noch eine - mit den oben genannten Schilderungen vergleichend - wirklich ganz unbedeutende Veränderung. Der Kapellmeister Jurij Simonov hatte plötzlich die Nase voll (keine Ahnung, warum), und hat die Arbeit abgesagt. Eine Premiere - ohne Regisseur, ohne Kapellmeister - wir konnten nur hoffen, dass wir den Hauptdarsteller nicht auch noch verlieren würden.

Aber Ende gut, alles gut! Der ungarische Regisseur Balazs Kovalik und der Kapellmeister Janos Kovacs sind "eingesprungen". Der russische Held "Oneghin" hat schließlich in deutscher Bekleidung auf der ungarischen Bühne gestanden.

…und es gibt noch etwas, worüber man bis zur Ewigkeit diskutieren könnte! Die Oper wurde auf russisch gesungen, aber ohne den einzigen Künstler, der im Ungarischen Opernhaus russisch spricht. Und er ist sogar ein Muttersprachler! Der russische Sänger, Anatolij Fokanov lebt seit 1992 in Ungarn, singt hervorragend und spricht hervorragend russisch, aber in den verschiedenen Rollen sind nur junge ungarische Sänger aufgetreten. Aber schließlich müssen auch sie mal die Gelegenheit haben, sich zu beweisen!

Also: die Premiere hat schließlich am 31. Mai 2008 stattgefunden. Die Vorstellung war kein Bombenerfolg - aber die Zuschauer haben wenigstens geklatscht.
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