30.09.2009 von Evgenia Gumbina, Russische Föderation

Entwicklung der Internet-Blogs in Russland

Die Bundestagabgeordneten von SPD und CDU haben mit Bestürzung und Bedauern auf den Beschluss des polnischen Parlaments (Sejm) reagiert, Entschädigungsforderungen für Kriegschäden aus dem 2. Weltkrieg an die deutsche Regierung zu richten. Der Beschluss ist offenbar eine Reaktion auf die Forderungen einer deutschen Entschädigungs-Interessengemeinschaft „Preußische Treuhand“, die aber in Deutschland keine politische Unterstützung von offizieller Seite findet.\
Die polnische Regierung wird vom Parlament aufgefordert eine Schätzung der Schäden zu erstellen, die Polen durch die deutsche Besatzung erlitten hat. Einige polnische Grosstädte haben die Schätzungen schon vorbereitet (zum Beispiel Danzig).

Von der deutschen Bundesregierung wird in der Resolution verlangt, die Forderungen deutscher Bürger, die von der Vertreibung nach Kriegsende betroffen waren, als unbegründet und nicht rechtmäßig abzulehnen. In Polen gilt diese Resolution vor allem als großer Erfolg der rechtextremen sog. „Liga der Polnischen Familien“. Dennoch herrscht in Polen über alle politischen Lagergrenzen hinweg Einigkeit darüber, dass die Debatte über Entschädigungen und Reparationen von deutscher Seite aufgebracht wurde. Es in Deutschland eine Tendenz gäbe, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu Lasten Polens neu zu schreiben.

Die Position der „Preußischen Treuhand“, die Polen vor internationalen Gerichten auf Entschädigungen für die Vertriebenen verklagen will und das von der Erika Steinbach geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“ werden als Ausdruck dieser Entwicklung gesehen.

Die Entschließung des Sejms steht dennoch im Widerspruch zur offiziellen Position der polnischen Regierung. Bundeskanzler Schröder hatte bei seinem Besuch in Warschau, dem polnischen Präsidenten Kwasniewski gesagt, die mit dem Zweiten Weltkrieg Vermögungsfragen seien „für beide Regierungen kein Thema mehr“. Das polnische Außenministerium teilte dazu mit, dass auch Warschau die Frage der Kriegsreparationen als abgeschlossen betrachte.

Mit großer Hoffnung wurde in Polen eine Deklaration aufgenommen die 70 Politiker, die ursprünglich aus Polen oder Tschechien stammen (unter anderem Wolfgang Thierse oder Peter Glotz),unterschrieben haben, die erklärt, dass sie keine Entschädigungsforderungen für Kriegsschäden erheben wollten und es ablehnen, Polen vor internationalen Gerichten zu verklagen. Diese Erklärung, die vor ein paar Wochen von der Journalistin Helga Hirsch vorbereitet wurde, ist eine Antwortung auf die Entschädigungsforderungen der „Preußischen Treuhand“.

Es ist bei aller Hoffnung sehr schade, dass es Helga Hirsch nicht gelungen ist, einen hochrangigen Vertreter des „Bund der Vertriebene“ von ihre Deklaration zu überzeugen und zur Unterzeichnung zu bewegen. Die deutsch-polnische Debatte über Entschädigungsforderungen für Kriegsschäden kann endlos dauern. Die meisten Polen und Deutsche, die mit der Politik nichts zu tun haben, können sich letztlich nur fragen: Wozu?
"

Verwandte Beiträge

2018 Russische Föderation OTR: Ein schwerer Weg zur Meinungsvielfalt in Russland 2015 Russische Föderation Eine neue Herausforderung für die russische Medienbranche 2014 Russische Föderation Ministerium ohne Kultur: Wie die Zensur in der russischen Filmkunst funktioniert 2013 Russische Föderation Eine neue Holzstadt 2012 Russische Föderation Generation Z auf dem russischen Arbeitsmarkt: Ursachen und Folgen 2011 Russische Föderation Das EU-Kinofestival in Kaliningrad 2011 Russische Föderation Die Bären und die Berge 2009 Albanien Wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deutschland stellt 42 Millionen Euro für den Kosovo bereit 2009 Belarus Bau des Jahrhunderts als ein unentbehrliches Attribut für Erfolg und Aufschwung 2009 Bulgarien Eine Stimme für die Zukunft - Die populistischen Parteien in Bulgarien sind im Aufwind, man kann aber trotzdem Grün wählen 2009 Georgien Zwischen den Kriegen 2009 Kasachstan Hilfe zur Selbsthilfe. Zur aktuellen Lage der deutschen Minderheit in Kasachstan 2009 Moldau Moldawien gestern, heute und morgen 2009 Nordmazedonien Mazedonien und die EU 2009 Polen Ich habe eine Wahl. Ich habe Einfluss. Ich habe die Medien. Multimediale Aktion für Jugendliche 2009 Rumänien Was Namen alles machen können oder wie man Europaabgeordnete werden kann 2009 Russische Föderation Blick in die Zukunft : Was kommt nach der Zeitung? 2009 Russische Föderation Entwicklung der Internet-Blogs in Russland 2009 Slowakei Slowakei tritt aus dem Schatten der Nachbarn 2009 Ukraine Staaten aus zwei Teilen: Deutschland gestern und die Ukraine heute 2009 Ungarn Präsidentenlosigkeit in Ungarn - Eine kleine ungarische Tragikomödie 2008 Russische Föderation Russland wird öffentlicher, aber nicht rechtlicher 2007 Russische Föderation Hundertsprachiges Russland 2007 Russische Föderation Die Presse der Minderheit: deutschsprachige Presse in Russland und russischsprachige Presse in Deutschland