Im Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen wurde Polen als egoistisch abgestempelt. Zu Recht?
Die Polen sind nicht herzlos, aber sie sind in einer anderen Situation als die Griechen, Italiener oder Ungarn. Die Flüchtlinge landen nicht an polnischen Stränden, stürmen nicht unsere Grenzen und den Hauptbahnhof in Warschau. Wäre dem so, dann würden auch an der Weichsel unzählige Menschen wie selbstverständlich die Leute retten, ihnen helfen, sich um sie kümmern und nicht danach fragen, welchen Glaubens sie sind.
Fehlerhafte Einwanderungspolitik
Die grausamen Ereignisse in den Vorstädten von Paris oder Marseille, die blutigen Rassenkrawalle im Jahr 2011 in London, Birmingham und Manchester – das alles sind Tatsachen. Es sind bei der Einwanderungspolitik in Westeuropa riesige Fehler begangen worden, Parallelwelten und Gesellschaften haben sich etabliert. Das haben viele bei uns vor Augen und sagen „wehret den Anfängen“. Diese Bedenken stehen weder links noch rechts, sie sind weder katholisch noch atheistisch. Sie gehen quer durch jede Gesellschaft, sie sind da, und die Politik muss damit umgehen. Auch in Deutschland, wo nicht nur die Leute auf dem Münchner Bahnhof den Flüchtlingen Beifall klatschen, sondern wo immer wieder Asylantenunterkünfte in Brand gesteckt werden.
Die Europäische Kommission will das Zwangssystem der Quoten einführen. Doch kann eine automatische Verteilung auf die EU-Länder funktionieren? Nein. Es heißt, die Flüchtlinge werden sich unterordnen müssen. Wie denn bitte? Das sehen wir ja schon heute. Sie wollen sich nicht in Ungarn registrieren lassen, sie ziehen einfach weiter: nach Deutschland, nach Schweden usw. Es heißt ja auch, die 160.000 Flüchtlinge, die jetzt zwangsverteilt werden sollen, das ist nur der kleine Anfang. Es sollen weitere Hunderttausende aufgenommen werden. Der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker spricht viel über die Verteilung, sagt aber kein Wort darüber, wie der Strom aufgehalten werden soll.
Ist Polen überhaupt aufnahmebereit?
Ja, nur wir sollen Menschen aufnehmen, die in der Regel gegen ihren Willen nach Polen geschickt werden sollen. Nehmen wir ein Beispiel. Die Stadt Śrem bei Poznań hat drei syrische Familien aufgenommen. Christen. Sie bekamen alle jeweils eine anständige Neubauwohnung zugewiesen, Beihilfen, sofort eine Arbeitserlaubnis, wurden vom örtlichen Pfarrer feierlich willkommen geheißen, die Kinder bekamen Kindergartenplätze. Dann drang zu den Familien die Nachricht durch, dass Deutschland allen Syrien-Flüchtlingen Asyl gewähre. Sie haben sich alle über Nacht, ohne sich zu verabschieden, auf den Weg nach Deutschland gemacht. Zwangsquoten sind also keine Lösung. Wir sollen und können nur diejenigen aufnehmen, die wirklich zu uns wollen, und auch das gibt keine Gewähr, dass sie es nicht nur vorgeben, um dann doch nach Deutschland zu flüchten.
Verteilung mit Gewalt funktioniert nicht
Wer in Not ist, muss gerettet werden. Dann aber sollte nur das stattfinden, was die jetzigen EU-Bestimmungen vorsehen. Schnelle Asyl-Aufnahmeverfahren an den EU-Grenzen ohne Ausnahme. Das Zurückschicken von Flüchtlingen aus dem Westbalkan: Albanien, Montenegro, Serbien. Weiterleitung der anerkannten Flüchtlinge möglichst in die Länder, deren Sprache sie sprechen, wo sie Verwandte haben. Die Menschen versuchen zu erklären, dass sie auch in Polen oder Estland eine Zukunft haben, was sicherlich schwer sein wird. Aber Zwangsmaßnahmen, bewaffnete Konvois, die die Flüchtlinge irgendwohin, z.B. nach Polen bringen, wo sie nicht sein wollen, das geht nicht und das wird nicht funktionieren.
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