30.09.2013 von Milena Drzewiecka, Polen

Homo-Probleme: „Kalte Kartoffeln“

Das bundesdeutsche Programm zur ethnischen Unterstützung der Deutschen in Kasachstan hat bereits vor 19 Jahren seinen Anfang genommen. Zur deutschen Minderheit sich 1990 eine Million von den seinerzeit ca. 18 Millionen Einwohnern Kasachstans. Der Großteil von ihnen bzw. ihrer Vorfahren war von der Sowjetregierung nach dem deutschen Angriff 1941 aus seinen Wohngebieten an der Wolga, am Schwarzen Meer, in Kaukasien usw., nach Kasachstan deportiert worden und wurde in der Kriegs- und Nachkriegszeit massiven Verfolgungen ausgesetzt. Die Russlanddeutschen wurden damit in doppelter Hinsicht Opfer der ihre beiden Heimatländer dominierenden politischen Systeme, des Nationalsozialismus und des Stalinismus. In Anbetracht der deutschen Mitverantwortung für das Leiden, das den Russlanddeutschen zugefügt wurde, hat sich die Bundesregierung schon früh bemüht, ihnen Unterstützung zukommen zu lassen, und sich bereit erklärt, diejenigen, die in Deutschland einreisen wollen, aufzunehmen. Nach einer kleineren Ausreisewelle Ende der fünfziger Jahre und einer größeren in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, als 60.000 Deutsche die UdSSR verließen, wurde die ungehinderte Aussiedlung erst mit dem Zerfall der Sowjetunion möglich. Seither haben rund 750.000 Deutschstämmige und ihre Familienangehörigen Kasachstan verlassen. Durch kulturelle, wirtschaftliche und finanzielle Hilfe hat die Bundesregierung versucht, den Russlanddeutschen auch in Kasachstan eine Perspektive zu schaffen.

Für die Realisierung des Programms zur ethnischen Unterstützung der Deutschen in Kasachstan hat das Bundesinnenministerium die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit als Partner gewählt. Dies auch deswegen, weil die GTZ in ihrer Arbeit auf ihre jahrzehntelange Erfahrung in Konzeption und Management komplexer Programme sowie auf ein umfangreiches nationales und internationales Netzwerk zurückgreift. Mit der Verwirklichung des Projektes zur Hilfe der Kasachstandeutschen sollte die GTZ in erster Linie ihr Lebensumfeld in der Republik Kasachstan verbessern, um den vor allem in der GUS teilweise bis heute fortdauernden Auswirkungen der Benachteiligungen aufgrund der Folgen des 2. Weltkrieges entgegenzuwirken. Sie sollte ihnen eine Alternative zur Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland bieten und ihren Bleibewillen stärken. Die deutsche Minderheit sollte so in die Lage versetzt werden, als eigenverantwortliche Bürger ihres Landes an dessen Aufbau mitzuwirken und aktiv an den Bindungen zu Deutschland teilzuhaben.

Seit dem Projektbeginn 1990 haben sich die Programmschwerpunkte deutlich verschoben. So steht seit 1998 die Breitenarbeit mit ihren wesentlichen Elementen der Begegnungsstättenarbeit, des außerschulischen Deutschunterrichts sowie der Kinder- und Jugendarbeit im Mittelpunkt der Fördermaßnahmen der Bundesregierung. Einen besonderen Stellenwert genießen auch die berufliche Aus- und Fortbildung sowie die Förderung durch kleinere Wirtschaftshilfen und Beratungsmaßnahmen, z. B. in den Bereichen Existenzgründungen, Landwirtschaft und Wohnraumversorgung. Alle Maßnahmen orientieren sich an dem bewährten Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe" und schließen das nichtdeutsche Umfeld ein.

Besonders wichtig für die Kasachstandeutschen ist die Begegnungsstättenarbeit. Sie dient der sozialen und kulturellen Förderung und Entfaltung der deutschen Minderheit in Kasachstan. In solchen Begegnungsstätten wird die deutschstämmige Bevölkerung beim Wiedererlernen und bei der Pflege ihrer Traditionen, ihrer Sprache und Kultur unterstützt. In 19 Jahren der Programmexistenz wurden von der Bundesregierung ca. 65 Millionen Euro zugunsten der Unterstützung der Kasachstandeutschen investiert. Die Deutschen in Kasachstan können auch weiterhin mit finanzieller Hilfe aus Deutschland rechnen, wenn auch in einem geringeren Umfang, so Christoph Bergner, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Als wichtige Grundsätze für die Förderung der Begegnungsstättenarbeit nennt er unter anderem die Nachhaltigkeit, die Gemeinnützigkeit und die kulturelle Offenheit der jeweiligen Projekte. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Einbindung und Ansprache der jugendlichen Zielgruppe.
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