30.09.2014 von Martin Melichar, Tschechische Republik

Kauf der tschechischen Medien durch Oligarchen

Ein großes Medienthema in Tschechien ist der Kauf der Medienhäuser durch Oligarchen und ihr Einfluss auf die Medienpolitik. Ist es in Ordnung, dass die reichsten Leute im Land einflussreiche Medien besitzen? Konkrete Beispiele in Tschechien sind: Andrej Babiš – Medienhaus Mafra, z.B. die Zeitungen Mladá fronta DNES, Lidové noviny, Metro, TV Óčko; Zdeněk Bakala – Medienhaus Economia, z.B. die Zeitschriften Respekt, Ekonom, Marketing & Media, Zeitung Hospodářské noviny ; Daniel Křetínský – Medienhaus CZECH NEWS CENTER, z.B. die Zeitungen Blesk, Aha!, Sport, Zeitschrift Reflex, Auto Profi, ABC. Überdies ist der Unternehmer Andrej Babiš in Tschechien Minister der Finanzen und seine Popularität ist riesig. Wie gefährlich ist dies für die Demokratie? Rundum sind viele Fragezeichen. Babiš erinnert an den italienischen Politiker und Unternehmer Silvio Berlusconi, der in Italien ein riesiges Medienimperium gründete (Mediaset). Durch dieses Imperium hatte Berlusconi als Ministerpräsident Italiens in unterschiedliche Zeiträumen von 1994 bis 2011 großen Einfluss auf die Politik.

Dieses Problem ist nicht nur in Tschechien oder in Italien aktuell, sondern auch in anderen Ländern. Im Ostern allerdings mehr als im Westen. Man sagt immer Geld ist nicht so wichtig, aber man kann mit Geld große Macht haben. Und Medien hatten eigentlich immer große Macht und werden sie auch in der Zukunft haben. Wir (in Tschechien) leben in Freiheit und Demokratie. Das heißt, es ist nicht möglich, reichen Leuten zu verbieten, dass sie zum Beispiel Medienunternehmen kaufen oder gründen. Trotzdem denke ich, dass Regeln bzw- Normen entstehen sollten, die sich mit diesem Problem befassen.

Jetzt spreche ich von den Privatmedien. Es sollte nicht passieren, dass ein Politiker durch seine eigenen Medien seine Interessen durchsetzt. Die Leser, Zuschauer oder Zuhörer sind heute wenig kritisch. Sie denken nicht so viel über den Medieninhalt nach. Sie sind mehr in der Rolle der passiven Konsumenten. Sie können sehr schlecht zwischen einer objektiven Information und einer subjektiven Meinung unterscheiden. Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, die Debatte rund um dieses Thema weiter zu führen. Die schwere Frage ist: Sollte der Staat eingreifen? Das hat man schon in totalitären Regimen versucht und man weiß heute, wie schlimm die Folgen waren.
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