„Das Studium ist für mich sehr wichtig. Mein Wunsch ist es, die Ausbildung, die ich in Pakistan begonnen habe, in meiner neuen Heimat fortzusetzen“, so beginnt Qamar aus Pakistan seine Geschichte. Er ist seit zwei Wochen in Deutschland, aber wie er sagt, fühle er sich bereits wie zu Hause. Er war länger als zwei Monate aus seinem Heimatland nach Deutschland unterwegs. „Ich bin durch die Türkei, Mazedonien, Serbien, Ungarn gereist. Zum Glück hatte ich keine großen Probleme in diesen Ländern“, sagt er. „Ich möchte so schnell wie möglich Deutsch lernen, sodass ich endlich ein neues Leben beginnen kann“, erklärt er. Jetzt ist sein Lebensmittelpunkt in Leipzig, in einer Sporthalle, in der er mit vierhundert Flüchtlingen schläft, isst, einfach wohnt.
Alle von ihnen wollen in Deutschland weiter leben. Nach Angaben der Behörden sind bisher mehr als 100.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Wie es das Gesetz vorschreibt, sollen sie auf die 16 Bundesländer in Deutschland verteilt werden. „Sie können nicht wählen, wo sie weiter leben werden. Nachdem sie angekommen sind und registriert wurden, bekommen sie Essen, saubere Kleidung und die Möglichkeit endlich zu schlafen. Diese Dinge haben Vorrang vor allen anderen Wünschen der Menschen, die aus dem Krieg geflohen sind“, sagt Sonja Brogiato vom Flüchtlingsrat Leipzig.
„Ich denke, es ist immer noch das Wichtigste ein freundliches Wort zu sagen und Unterstützung zu geben“, ergänzt Elscheich Jasser, ein Übersetzer, der täglich mit Flüchtlingen in dieser Stadt in Ostdeutschland arbeitet. „Manchmal klagen sie über Kopfschmerzen. Dann wissen wir, dass sie tatsächlich nur ein gutes Wort brauchen und von uns hören möchten, dass alles in Ordnung sein wird“, erzählt Elscheich über seine Erfahrung, als er vor einigen Jahren in Deutschland angekommen ist. Heute, als Dolmetscher, der sechs Sprachen spricht, hilft er diesen Leuten.
„Natürlich ist es immer eine große Freude, wenn wir ein Lächeln auf den Gesichtern der Kinder sehen“, so beginnt Christoph Graebel von der Organisation Johanniter das Gespräch. Er gehörte zu denjenigen, die die Koordination der gespendeten Kleidung und Schuhe der Bürger Sachsens koordinierte. „Viele wollen uns helfen. Vorhin kam zum Beispiel eine ältere Frau, die Kleidung brachte. Sie sagte uns, dass sie uns drei Stunden lang gesucht habe, aber sie wollte helfen, weil sie vor 35 Jahren in der gleichen Situation war“, sagte Graebel.
„Nur zehn Prozent der gesammelten Kleidung und Schuhe waren unbrauchbar. Interessant ist, dass die Menschen im Allgemeinen Kinder- und Frauenkleidung spenden, obwohl die Struktur der Flüchtlinge anders ist: Wir brauchen Kleidung für Männer. Aber jede Spende ist willkommen“, erklärt Brogiato. „Konflikte gibt es natürlich, weil wir verschiedene Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Religion, Bildung und Ethnizität haben. Aber alles kann man lösen. Wir müssen verstehen, dass es für diese Leute sehr schwierig ist. Viele sind sehr gut gebildet, gehörten zu den wohlhabenderen Schichten und jetzt haben sie nichts“, erklärt sie.
Dass immer mehr Menschen nach Deutschland kommen, bestätigt die Einschätzung, die nur in diesem Bundesland bis Ende des Jahres mehr als 5.000 Menschen erwartet. Größere Länder müssen noch mehr Flüchtlinge versorgen. Es scheint, dass diese Prognose richtig ist, weil nach Serbien noch sehr viele Leute kommen.
Einer von ihnen ist Muhanad. Seine Reise hat im Irak begonnen. Er sagt, dass im Gegensatz zu Griechenland und Mazedonien, die Situation in Serbien besser wäre, und er fühle die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger. „In anderen Ländern war es wirklich schwierig. Aber hier ist es besser", sagt er. Sein Ziel sei Deutschland oder Schweden. Vielleicht zeigen die Bürger von Serbien Solidarität gegenüber Flüchtlingen, aber die staatliche Unterstützung für diese Menschen ist sehr langsam. Der Winter kommt und die Aufnahmezentren sind nicht bereit: Sie haben keine ausreichende Infrastruktur.
„Ich komme, um ihnen zu helfen, wann immer ich kann. Ich habe eine große Familie und wir haben Kleidung und Schuhe mehr als notwendig ", sagte eine Frau aus Belgrad, die die Flüchtlinge in der Nähe der Bushaltestelle in der Hauptstadt von Serbien besucht. Es gibt auch Freiwillige, die Spenden, die von privaten und staatlichen Unternehmen kommen, verteilen. „Die meisten von uns brauchen Nahrung und warme Kleidung, denn der kommende Herbst und Winter kann uns große Kopfschmerzen bereiten“, sagt einer der Freiwilligen.
So oder so, individuelle Lösungen, zivile Solidarität, können jedoch keine dauerhafte Antwort auf die Frage sein, wie man ein System, dass diesen Menschen helfen wird, aufbauen kann, sodass es nicht die Grenzen des Nationalstaates beschränkt. Europa muss eine gemeinsame Lösung für die Lage der Tausenden von Flüchtlingen finden.
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