In der Geschichte von Deutschland und der Ukraine gibt es etwas Ähnliches: Beide Staaten waren früher getrennt und später wieder vereinigt. Aber häufig fühlen die Staaten mit solch einer Geschichte die Folgen der Teilung noch viele Jahre danach. Die Erfahrung Deutschlands mit der Überwindung der Folgen der Teilung ist erfolgreich genug. Während der fast 20 Jahre seit der Einheit 1990 änderten sich die ostdeutschen Regionen unverkennbar: Das politisches System und die wirtschaftliche Infrastruktur sind völlig verändert. Häufig können die Bürger aus dem ehemaligen Westdeutschland die ostdeutschen Städte nicht erkennen, so stark und schnell sind die Transformationen.
Aber zwischen den wichtigsten Faktoren, die Effektivität und Geschwindigkeit von Einheitsprozessen beeinflussen, sind nicht nur politische und wirtschaftliche Reformen, sondern auch das Mediensystem. Die Medien haben einen großen Einfluss auf psychologische Transformationen der Bürger. Und in diesem Bereich - im Bereich des Mediensystems - gibt es in der Ukraine eine große Unbestimmtheit. Versuche einer Vereinigung von West- und Ostukraine wurden bereits Anfang des 20. Jahrhundert unternommen. Aber damals waren solche Versuche nicht erfolgreich. Im Jahr 1939 hat die Sowjetische Armee die westliche Ukraine okkupiert und die Sowjetunion hat die Vereinigung der Ukraine deklariert. Aber die Ukrainische Sowjetische Sozialistische Republik war ein Teil der UdSSR und hatte keine eigene unabhängige Politik. Nach dem Erlangen der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991, haben sich die früheren Probleme und die Folgen der Teilung vertieft. Und es geht vor allem um die mentalen Unterschiede und um politische Bevorzugungen von Bürgern. Schon die Orangene Revolution von Jahr 2004 hat gezeigt, dass die Politiker solche Unterschiede im Kampf gegeneinander aktiv ausnutzen. Das verstärkt die Entzweiung, die Spaltung der Ukraine. Vor den Präsidentschaftswahlen (Januar 2010) kann man dies besonders stark fühlen.
In solchen Situationen spielen die Medien eine große Rolle. Das Mediensystem der Ukraine war nur formal unabhängig bis zum Jahr 2004. Es wurde vom Chef der präsidentischen Administration - Viktor Medwedtschuk - völlig kontrolliert. Nach dem Verlust von Präsident Kutschmas Macht hat man dieses System zerstört, aber kein neues Modell wurde geschaffen. Deshalb haben heute die Versuche von Politikern die Unterschiede der West- und Ostukraine zu unterstreichen (Eintritt in die NATO, Russische Sprache usw.) eine sehr große Gefahr für die Zukunft des Staates. Fast alle Fernsehkanäle sowie Zeitungen und Zeitschriften sind in der Ukraine unter Oligarchen aufgeteilt, deshalb bedienen meistens diese Medien die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Besitzer. Deswegen bekommen häufig die Zuschauer oder Leser keine objektiven und unabhängigen Informationen. Zwei staatliche Fernsehkanäle (UT-1 und UT-2) sowie das staatliche Radio sind nicht populär, haben wenige interessante Programme und haben mit ihren schwachen Einschaltquoten keinen wesentlichen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Und die öffentlich-rechtlichen Sender existieren noch nicht. In dieser Situation formieren hauptsächlich die politische, Gruppen und Oligarchen das Mediensystem des Staates. In erster Linie haben diese Leute den größten Einfluss auf die öffentliche Meinung.
Deshalb steht noch die Frage offen, welche Folgen es für die Ukraine wegen des Kampfes um Macht und wegen des Kampfes um den Einfluss im Medienbereich geben wird. Hoffentlich wird es kein Zerfall des Staates.
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