11.11.2024 von Sofya Rashidova, Usbekistan

Vielfältige Zusammenarbeit zwischen Usbekistan und Deutschland im Bereich der Bildung

Die bilateralen Beziehungen zwischen Usbekistan und Deutschland erleben ihren Höhepunkt: der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Usbekistan ist ein bedeutendes Ereignis für die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sowie für die strategische Zusammenarbeit Deutschlands mit Zentralasien (im so genannten Z5+1-Format).
Ausbildung und Arbeitsmigration waren einige der wichtigsten Themen, die zwischen den beiden Ländern diskutiert und vereinbart wurden. In diesem Artikel werden Ergebnisse und Perspektive der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Usbekistan in der beruflichen Bildung diskutiert.
Etwa 60 Prozent der usbekischen Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre und nach Expertenprognosen wird diese Zahl in den kommenden Jahren weiter steigen, und daher spielt die berufliche Bildung eine besondere Rolle für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Vor drei Jahren hat Usbekistan einen wichtigen Schritt in Richtung einer praxisorientierten Ausbildung gemacht und ist damit dem Beispiel Deutschlands gefolgt, wo es dank der erfolgreichen Kombination von theoretischer und praktischer Ausbildung die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der EU gibt. So wurde ein Gesetz über die duale Ausbildung verabschiedet, das auch unter Beteiligung von Experten aus Deutschland erarbeitet wurde. Bis heute gibt es über 11.000 duale Studenten in für Usbekistan wichtigen Wirtschaftsbereichen wie Textil, Tourismus, Lebensmittelindustrie, Bauwesen sowie Transport und Logistik. Es wird daran gearbeitet, die duale Ausbildung auch in anderen Berufen landesweit anzuwenden.
Heutzutage gehört der Logistik- und Handelssektor zu den wichtigsten wirtschaftlichen Erfolgsfaktoren des Landes: Usbekistan bereitet sich auf den Beitritt zur Welthandelsorganisation vor und arbeitet zusammen mit anderen zentralasiatischen Ländern aktiv am transkaspischen Verkehrskorridor, der in Zukunft die Länder Europas mit China verbinden soll und eine Art Wiedergeburt der Großen Seidenstraße darstellt. In diesem Zusammenhang besteht ein großer Bedarf an qualifizierten Fachkräften in den Bereichen Logistik und Handel im Lande.
Durch bilaterale gemeinsame Projekte wurden bereits sehr beachtliche Ergebnisse erzielt: Deutschland unterstützt in Taschkent und im Fergana-Tal die Einführung praxisorientierter Logistikstudiengänge auf höherer und sekundärer beruflicher Bildungsebene im Rahmen des bereits erwähnten dualen Ausbildungssystems. In diesem Jahr besuchten beide für die Umsetzung dieser Ausbildungsform verantwortlichen Akteuren – die Lehrkräfte der Bildungseinrichtungen und das Management privater Logistikunternehmen, in denen die Studenten eine praktische Ausbildung absolvieren - Deutschland und machten sich mit der Organisation der dualen Ausbildung, existierende Chancen sowie Herausforderungen bei der Einführung vertraut.
Ein erfolgreiches Berufsbildungssystem benötigt nicht nur theoretisches Wissen, sondern vor allem auch praktische Erfahrung. Beide Länder könnten die Mobilität von Auszubildenden und Ausbildern in der Logistikbranche fördern, um voneinander zu lernen. Eine Möglichkeit besteht in Praktika und Hospitationen für usbekische Auszubildende in deutschen Logistikunternehmen (und ihren Repräsentanzen in Usbekistan und Zentralasien) und umgekehrt, um ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Logistiksysteme und -technologien zu entwickeln. Der Privatsektor könnte auch bereits vorhandene Ergebnisse unterstützen, und zwar mit einem Austausch zwischen usbekische und deutschen Logistikunternehmen, um Best Practices im Bereich der Ausbildung und des Wissensmanagements zu teilen.
Eine der Perspektiven für weitere Zusammenarbeit zwischen Usbekistan und Deutschland (einschließlich der technischen Zusammenarbeit durch Projekte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die Präsident Shavkat Mirziyoyev in seiner Rede im September besonders ausgezeichnet hat) ist die Ausbildung von Personal für die grüne Wirtschaft in Bereichen wie Wasserressourcen, Energie und Abfallrecycling. Usbekistan befindet sich im Übergang zu grüner Wirtschaft, aber wie andere zentralasiatische Länder leidet es derzeit unter einem akuten Mangel am Personal für grüne Berufe.
Neben der erklärten Bereitschaft zum Übergang zu einer grünen Wirtschaft ist Usbekistan von den Folgen der Aralsee-Katastrophe in Form von Wasserknappheit stark betroffen. In diesem Zusammenhang muss das Land dringend neue Bildungsangebote entwickeln, um Fachleute für grüne Technologien in den Bereichen Wasserwirtschaft, Energie, Abfallwirtschaft sowie Umweltmanagement auszubilden. Der Staat erkennt diese Notwendigkeit an und ergreift die notwendigen Maßnahmen zur Förderung der grünen Bildung: so wurde 2023 die „Central Asian Green University“ gegründet, um neue Fachkräfte in den Bereichen Umweltschutz und grüne Technologien auszubilden. Durch eine engere Zusammenarbeit und das vorhandene deutsche Know-how ist es jedoch möglich, das Bildungsangebot im ganzen Land zu erweitern und der derzeitige Mangel an Personal in „grünen“ Berufen decken. Bei der Entwicklung von solchen gemeinsamen Projekten sollte den Bedürfnissen des privaten Sektors und dem anschließenden Praxisbezug dieser Ausbildungsprogramme besondere Bedeutung beigemessen werden. Durch internationale Zusammenarbeit, staatliche Fördermaßnahmen, und praktische Ausbildungsprogramme kann Usbekistan seine Fachkräfte für die Anforderungen einer grünen Wirtschaft bestens rüsten und damit nicht nur den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch von einer grünen Industrialisierung profitieren.
Die Zukunftsaussichten der deutsch-usbekischen Zusammenarbeit sind sehr vielversprechend, da beide Länder in vielen Bereichen gemeinsame Interessen und hohe Kooperationsbereitschaft haben. Usbekistan benötigt Expertise und Investitionen, um seine Wirtschaft und Infrastruktur zu modernisieren und zu diversifizieren, während Deutschland als technologisch fortgeschrittener Partner maßgeblich zur Entwicklung von grünen Technologien, Industrie 4.0, Bildung und Berufsbildung beitragen kann. Eine tiefere Zusammenarbeit in diesen Bereichen könnte nicht nur den bilateralen Austausch fördern, sondern auch Usbekistan dabei unterstützen, seine wirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen und als Vorreiter in nachhaltiger Entwicklung in Zentralasien auftreten zu können.

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