30.09.2009 von Ana-Maria Aleςusan, Rumänien

Was Namen alles machen können oder wie man Europaabgeordnete werden kann

Elena Basescu (29), Tochter des rumänischen Staatspräsidenten, war Model, hat aber darauf verzichtet, weil sie keine Geduld mehr hatte und weil sie keine Rechenschaft mehr ablegen wollte, dass die Modedesigner sie nur wegen ihres Namens haben wollten.

Am 28. Februar 2008 wurde sie Vorsitzende der Jugendorganisation der liberal-demokratischen Partei (PD-L). Am 26. Februar 2009 stand fest, dass Elena Basescu seitens der PD-L für einen Sitz im Europaparlament kandidieren würde. Die Presse reagierte gleich. Schlagzeilen wie "Elena Basescu kandidiert für die Europawahlen", "Elena Basescu will Europaabgeordnete werden" oder "Der Sprössling des Präsidenten will nach Brüssel" konnte man in den rumänischen Zeitungen lesen. Der Vorsitzende der PD-L, der Premierminister Emil Boc, erklärte in einer Sendung, dass Elena Basescu es nicht ausnutze, die Tochter des Präsidenten zu sein um bestimmte Stellen in der Partei zu erlangen und auch von keinem "gedrängt" wurde, sich dafür zu bewerben. Nach der Pressereaktion und der Reaktion einiger Kollegen aus der Partei, entschied sich Elena Basescu, am 18. März aus der Partei auszutreten und als unabhängige Kandidatin anzutreten, "um nicht ihrem Vater oder der Partei zu schaden". Elena hat aber auch gesagt, dass sie der Partei wieder beitreten würde, aber erst nach den Europawahlen.

"Mir ist bewusst, dass ich keine reelle Chance habe einen Sitz im Europaparlament zu bekommen. Im Gesetz steht, dass ich bis zum 7. April 100.000 Unterschriften vorlegen soll - eine Sache die fast unmöglich ist. Es besteht also die Möglichkeit, das nicht zu schaffen, aber ich werde es versuchen", so Elena Basescu am 18. März auf einer Pressekonferenz. Aber Elena und ihr Team haben knapp über 200.000 Unterschriften gesammelt.

Am 24. März erklärte sich die Tourismusministerin Elena Udrea bereit Elena Basescu bei ihrer Wahlkampagne zu helfen und stellte ihr ein Büro und die Dienste einer gewissen Cristina Udrea (Elena Udrea wollte nicht sagen, ob sie mit Cristina verwandt sei) zur Verfügung. Am 12. April sind Elena Basescu und die Tourismusministerin Elena Udrea durch einen Park in Bukarest gegangen und haben Blumen, Kalender und Schokolade verteilt, meldete die Presseagentur Mediafax. Zur selben Zeit befanden sind im Park auch der Bürgermeister des 6. Sektors aus Bukarest, Cristian Poteras (PD-L) und die Mitglieder der Jugendorganisation mit orangenen Luftballons (die Farbe der PD-L). Auf der im Park errichteten Bühne konzertierten mehrere Sänger, darunter bedankte sich auch einer bei der Tourismusministerin, weil sie ihn eingeladen hatte.

Elena Udrea war nicht die einzige Ministerin, die der Präsidententochter geholfen hatte. Die damalige Jugend- und Sportministerin Monica Iacob-Ridzi hatte Elena Basescu zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen. Und Ioana Basescu koordinierte die Wahlkampagne ihrer Schwester. "Meine Schwester ist meine beste Freundin. Ich werde sie bitten, mir die Kampagne zu koordinieren", so Elena Basescu.

Nach so vielen Anstrengungen seitens der Minister und der PD-L Mitglieder schaffte sie es. Elena Basescu erreichte ihr Ziel und kam ins Europaparlament: 4,22 Prozent der Stimmen haben ihr den Sitz gesichert; 27,21 Prozent der Wahlberechtigten haben gewählt. Wenn man eine ganz einfache Rechnung durchführt, kommt man genau auf die Unterschriftenanzahl, die Elena Basescu auch vorlegen musste. Glück hat ihr wahrscheinlich ihr Name gebracht. Hätte sie Popescu, Ionescu oder Georgescu (typisch rumänische Namen) geheißen, hätte sie es kaum geschafft 100.000 Unterschriften zusammenzubringen. Doch sie heißt Basescu, Elena Basescu, ist Tochter des Präsidenten, Europaabgeordnete und auch wieder Mitglied der liberal-demokratischen Partei.
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